Kapitel 1: Knappen-Ritter-Prüfung (4)

Kategorie:Fantasy Autor:New Novel WorldWortanzahl:2817Aktualisierungszeit:07.07.2024 02:50:49
  Im Sonnenlicht, das zwischen den Schatten der Bäume hindurchfiel, sah Long Haochen einen der schwarzgekleideten Männer, und er hätte beinahe vor Schreck aufgeschrien. Denn das Gesicht dieser Person war überraschenderweise voller schwarzer Haare, seine gelben Augen sahen außergewöhnlich bösartig aus, und es war seine Nase, die ständig zuckte und den Geruch erschnupperte.
  In diesem Moment ertönte eine eiskalte Stimme im Wald: "Lasst uns hier stehen bleiben, ihr braucht nicht zurückzugehen, ihr seid hinter mir her."
  Ein kristallklares, helles Licht erschien leise in der Luft, mit einem schönen Bogen wie ein Blitz, der ein paar Mal schnell im Wald aufblitzte. Die Körper der sieben oder acht schwarzgekleideten Männer, die ihn verfolgt hatten, erstarrten alle, und im nächsten Augenblick fielen sie alle zu Boden.
  Long Haochen spürte nur noch ein Verschwimmen vor seinen Augen, als nicht weit vor ihm plötzlich ein maskierter Mann in weißem Gewand auftauchte, gefolgt von einer schockierenden Szene, die sich in seinem Blickfeld abspielte. Ohne zu sehen, wie sich der weißgekleidete Mann bewegte, brachen aus seiner Brust Tausende von hellen Lichtpunkten hervor. In einem Augenblick war es, als ob der ganze Wald von diesem Licht erhellt würde. Long Haochen konnte seine Augen kaum öffnen.
  Als er wieder alles vor sich sehen konnte, stellte er schockiert fest, dass die schwarzgewandeten Männer, die ursprünglich auf den Boden gefallen waren, alle verschwunden waren und nur der weißgewandete Mann ruhig dastand.
  Das alles geschah viel zu schnell, fast wie ein Fleck vor Long Haochens Augen, und alles hatte sich bereits wieder beruhigt, als wären diese bösartig aussehenden Menschen nie zuvor aufgetaucht.
  Der weißgewandete Mann drehte sich langsam um, schaute in die Richtung, in der Long Haochen und die stumme Frau waren, und sagte leise: "Komm heraus."
  Long Haochens Herz krampfte sich zusammen, es war offensichtlich, dass die andere Partei ihn bereits entdeckt hatte. Gleichzeitig sah er auch die Augen des Mannes im weißen Gewand. Sie waren ein Augenpaar ohne emotionale Farben, seine Augen waren schwarz, aber seine Pupillen schienen grau zu sein, sein schulterlanges schwarzes Haar war einfach hinter dem Kopf zusammengebunden, und sein einfacher weißer Machtanzug hatte keinerlei Verzierungen.
  Die Macht des weißgekleideten Mannes ließ Long Haochen innerlich zittern, er war schließlich erst neun Jahre alt, aber als er den Kopf senkte und das blasse Gesicht des kleinen stummen Mädchens unter ihm sah, verwandelte sich ein Schwall heißen Blutes sofort in Mut.
  Zuerst schüttelte er dem kleinen Mädchen sanft den Kopf, um ihr zu signalisieren, dass sie keinen Laut von sich geben sollte, und dann sprang er mit beiden Händen, die sich kraftvoll auf den Boden stützten, aus dem Gebüsch. Gleichzeitig zog er das Holzschwert hinter seinem Rücken hervor.
  Der Mann in Weiß stand da, ohne sich zu rühren, aber trotzdem konnte Long Haochen instinktiv spüren, daß die Person vor ihm viel gefährlicher war als das mächtigste Tier, das er je gesehen hatte.
  Long Haochen sagte kein Wort, sondern umklammerte sein Holzschwert mit beiden Händen und starrte fest auf den weißgekleideten Mann vor ihm. Er hoffte jetzt nur, daß der weißgewandete Mann vor ihm das kleine stumme Mädchen nicht entdeckt hatte, das vor ihm stand.
  "Wir sollten zurückgehen." Die Stimme des weißgewandeten Mannes hatte keine emotionale Färbung, ein paar einfache Worte, aber sie ließ Long Haochen einen Schauer wie Eis und Schnee durch seinen Körper laufen.
  In diesem Augenblick tauchte mit einem Zischen eine zierliche Gestalt vor Long Haochen auf, und er stellte überrascht fest, daß die Gestalt, die er gar nicht gesehen hatte und die erstaunlich schnell war, niemand anderes war als das kleine stumme Mädchen, das er zuvor beschützt hatte.
  Ihre Geschwindigkeit ist so schnell! Long Haochen erstarrte.
  Das kleine stumme Mädchen öffnete die Arme, stellte sich mit ihrem mageren Körper vor Long Haochen, starrte den weißgewandeten Mann vor sich fest und stur an und schüttelte energisch den Kopf.
  Die emotionslosen Augen des Mannes in Weiß schienen sich zu bewegen, und im nächsten Moment bewegte sich auch sein Körper, wie ein elegantes weißes Licht, das kurz aufflackerte. Und auch das kleine stumme Mädchen direkt vor Long Haochen bewegte sich, und zwar mit einer Geschwindigkeit, die ebenfalls unvergleichlich schnell war.
  Long Haochens Beobachtungsgabe übertraf die seinesgleichen bei weitem, aber er konnte nur erkennen, daß das kleine stumme Mädchen einen kurzen Dolch in der Hand zu halten schien und daß ihr Körper ein paar unbändige, tänzelnde Bewegungen machte, während sie wie ein wilder kleiner Tiger vorwärtsstürmte. Allein für diese Geschwindigkeit müsste man wohl eine geistige Kraft von zwanzig oder mehr haben, um sie zu besitzen, oder?
  Leider gab es offensichtlich einen unüberwindbar großen Abstand zwischen dem kleinen stummen Mädchen und dem weißgewandeten Mann, und in der Zeit, die ein einziger Atemzug brauchte, wurde alles still.
  Der Dolch in der Hand des kleinen stummen Mädchens verschwand, und auch ihre ganze Person war unter der Achselhöhle des Weißgewandeten eingeklemmt, und wie der Weißgewandete das anstellte, konnte Long Haochen nicht genau erkennen.
  "Laßt sie los!" rief Long Haochen, und mit einem ganz normalen Ritterschritt schlug das Holzschwert in seiner Hand auf den Mann in Weiß ein. In diesem Moment vergaß er einfach, wie furchterregend diese Person vor ihm war, und dachte nur noch daran, das kleine stumme Mädchen zu retten.
  Eine gewaltige Kraft kam auf, und Long Haochen überschlug sich augenblicklich mitsamt seinem Holzschwert, und sein Bewußtsein fiel augenblicklich in die Dunkelheit. Und der Mann in Weiß hob lediglich seine Hand.
  Das kleine stumme Mädchen, das unter seiner Achselhöhle eingeklemmt war, wehrte sich heftig, und der Mann in Weiß erschrak plötzlich, denn er spürte, dass der ganze Körper des kleinen Mädchens unter seiner Achselhöhle eine brennende Temperatur auszustrahlen begann, und eine Schicht dunkelroten Lichts begann unter ihrer Haut hervorzutreten.
  "Sei still, ich werde ihm nichts tun." Die Stimme des weißgewandeten Mannes hatte endlich ein paar mehr menschliche Gefühle in sich und wirkte hilflos.
  Erst dann hörte das kleine stumme Mädchen auf, sich zu wehren und sah zu dem Mann in Weiß auf.
  Der Mann in Weiß nickte ihr zu, und mit einem einzigen Schritt stand er bereits vor Long Haochen, ging in die Hocke und tastete mit einer Hand an Long Haochens Körper herum, wobei er sein hübsches kleines Gesicht nicht einmal losließ.
  Einen Moment später runzelte der weißgewandete Mann langsam die Stirn: "Mittlere bis hohe Qualifikationen, aber seine Knochen sind unterentwickelt, sein Temperament und seine Qualifikationen sind eher geeignet, ein Ritter zu sein." Während er das sagte, hatte er das kleine stumme Mädchen losgelassen.
  Das kleine stumme Mädchen machte ein paar schnelle Gesten in seine Richtung.
  Der Mann im weißen Gewand sagte: "Seine zukünftigen Leistungen? Das ist nicht leicht zu sagen. Was die Qualifikationen betrifft, so wäre die Fähigkeit, ein Erdritter zu werden, die beste. Da er aber erst acht oder neun Jahre alt ist, kann er die vier Temperamente Mitgefühl, Tapferkeit, Ausdauer und Aufopferung aus den Zehn Großen Kodizes der Ritter besitzen, so dass seine zukünftigen Leistungen unbegrenzt sind. Ein ausgezeichneter Ritter, insbesondere ein Wächterritter, braucht oft mehr Herz als Qualifikationen."
  Das kleine stumme Mädchen zeigte auf sich selbst, dann auf Long Haochen und gestikulierte noch ein paar Mal.
  Der weißgewandete Mann nickte und sagte: "Nun gut, sein Mut von eben reicht tatsächlich aus, um diese Belohnung zu erhalten."
  Ein weißes Licht leuchtete leise aus der Brust des weißgekleideten Mannes auf, und man konnte vage erkennen, daß das weiße Licht die Form eines kleinen Ofens hatte, in dem eine schwache grüne Flamme leuchtete.
  Die rechte Hand des weißgekleideten Mannes streckte Zeige- und Mittelfinger aus, wischte sanft über die grüne Flamme und landete dann schnell auf dem Körper von Long Haochen, um mit einer Wischtechnik eine grüne Lichtflamme hervorzubringen.
  Einen Augenblick später verschmolzen das grüne und das weiße Licht miteinander und verschwanden im Körper des weißgewandeten Mannes, aber seine Augen sahen eindeutig etwas müde aus.
  "Also gut, ich habe die Kraft des Geisterofens benutzt, um ihm zu helfen, die Zwölf Richtigen Meridiane zu durchkämmen, die Unreinheiten in den Zwölf Richtigen Meridianen auszubrennen und sein Potenzial um mindestens eine Stufe zu erhöhen. Deine Prüfung ist auch dieses Mal vorbei, lass uns zurückgehen."
  Während er das sagte, stand der weißgewandete Mann langsam auf und winkte dem kleinen stummen Mädchen zu.
  Doch das kleine stumme Mädchen ging schnell zu Long Haochen und nahm einen Ring mit einem goldenen Vergissmeinnicht-Muster auf blauem Grund von ihrer Hand und steckte ihn an den Mittelfinger von Long Haochens linker Hand. So seltsam es auch klingen mag, sobald der winzige Ring an Long Haochens Finger ankam, dehnte er sich von selbst um einige Punkte aus und passte vollständig an seinen Finger.
  "Cai'er, du ......", rief der weißgewandete Mann mit leiser Stimme. Doch was er damit einleitete, war der hartnäckige und sture Blick des kleinen stummen Mädchens. Sie räumte das Wildgemüse, das Long Haochen vorhin gepflückt hatte, wieder auf und legte es neben sich, bevor sie zu dem Mann in der weißen Robe zurückkehrte.
  Der weißgewandete Mann runzelte die Stirn und schwieg lange, bevor er langsam nickte, die Hand des kleinen stummen Mädchens hochzog, aufsprang und in den Tiefen des Waldes verschwand.